Nadia Murad und Ban Ki-moon sprechen für die Menschenrechte – Human Rights Film Festival Berlin 2020

Die gegenwärtige Corona-Pandemie hat bestehende soziale Ungleichheiten, die Folgen des Klimawandels   und Menschenrechtsproblematiken auf besondere Weise sichtbar gemacht. Vor diesem Hintergrund haben wir uns trotz aller Herausforderungen dafür entschieden das Human Rights Film Festival Berlin auch 2020 als hybrides on- und offline Event stattfinden zu lassen. Als Schirmherrin für diese besondere Ausgabe konnten wir die Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad gewinnen und den ehemaligen UN-Generalsekretär Ban Ki-moon als Eröffnungsredner.

Mit unserer Filmauswahl lenken wir auch in diesem Jahr wieder die Aufmerksamkeit auf Geschichten aus aller Welt, die grundlegende Fragen zu Demokratie, Gerechtigkeit, Freiheit, Umwelt, Kriegen und Konflikten behandeln. Das Festival von Aktion gegen den Hunger wird erneut in Kooperation mit Save the Children und NRC Flüchtlingshilfe Deutschland organisiert. Als Querschnittsthemen setzten die drei organisierenden NGOs mit eigenen Filmreihen weitere Schwerpunkte: in den Bereichen humanitäre Hilfe, Kinderrechte und Geschichten der Flucht. Darüber hinaus wird das Festival erstmalig von einem Human Rights Film Forum begleitet, welches eine Diskussionsplattform für diverse Akteur*innen zu Themen rund um Empowerment, Populismus und Fake News, Klimakrise und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bietet.

Es ist uns eine spezielle Freude, heute bereits die ersten Filme aus dem Programm 2020 vorstellen zu können:

BATTLE OF THE GIANTS
Hernán Zin
ES I 80 min I 2018 I Deutschlandpremiere
Trailer

Was bedeutet es Hunger zu haben? Ungefiltert zeigen Frauen weltweit, ausgestattet mit Smartphones, was ihr alltäglicher Kampf gegen Armut und Hunger bedeutet. Erzählt von den Betroffenen selbst, gibt BATTLE OF THE GIANTS Einblicke in das Leben von Menschen auf der ganzen Welt, die unmittelbar von Hunger betroffen sind. Der Film zeigt uns aber auch, welche Lösungen es geben könnte und wie wir uns gemeinsam für eine Welt ohne Hunger einsetzen können.

GREEN BLOOD
Jules Giraudat, Arthur Bouvart, Alexis Marant
208 min I FR I 2019 I Deutschlandpremiere
Trailer

In einer Ära von Populismus, fragmentierten Gesellschaften und der ungebremsten Macht der Konzerne braucht es 40 Journalist*innen aus 15 Ländern, die gemeinsam ökologischen und menschlichen Verbrechen der Bergbauindustrie aufzuzeigen. In einer beispiellos investigativen Recherche decken sie die gefährlichen Praktiken von drei Bergbauunternehmen auf, die in Indien, Guatemala und Tansania tätig sind. Sie zeigen die Skrupellosigkeit der Unternehmen, die weder vor Umweltverbrechen noch vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit zurückschrecken. GREEN BLOOD gibt einen Blick hinter die Kulissen der Arbeit von Journalist*innen weltweit, die auf der Suche nach der Wahrheit bedroht, inhaftiert oder getötet wurden.

INFLUENCE
Diane Neille & Richard Poplak
105 min I ZA, CA I 2020 I Deutschlandpremiere
Trailer

Ein politischer Thriller der aufzeigt, wie eine Hand voll Menschen Kommunikation zu einer Waffe macht und dadurch weltweit Einfluss nimmt: Die Geschichte von Lord Tim Bell, dem berüchtigten Spin-Doktor, und seinen Mitarbeiter*innen. Bell, der seine Karriere in der Werbung begann, hatte von Beginn an eine Affinität zu schwierigen Aufträgen und "Menschen mit Problemen", wie er sie gerne nannte. Er entwarf Kampagnen für unbeliebte Politiker, Diktatoren, in Ungnade gefallene Unternehmen und Prominente auf dieselbe Weise, wie er die Produktkennzeichnung zusammenstellte - er war prägnant und brutal. Bis er schließlich über seine eigene Arbeit stolperte.

LEARNING TO SKATEBOARD IN A WARZONE (IF YOU’RE A GIRL)
Carol Dysinger
2019 I UK I 40 min
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Der mit dem Oscar ausgezeichnete Dokumentarfilm Learning to Skateboard in a Warzone (if you’re a girl) folgt einer Mädchenklasse in Skateistan, einer gemeinnützigen Organisation, die 2007 als Skateschule in Kabul begann und sich zu einer multinationalen Bildungsinitiative entwickelte. Skateistan konzentriert sich darauf, Mädchen aus verarmten Vierteln zu rekrutieren, um ihnen nicht nur das Skateboardfahren beizubringen, sondern ihnen Mut und Lebenskompetenzen zu vermitteln, die über das Skateboarden und den Klassenraum hinausgehen und ihnen helfen, zu wachsen und sich an die vor ihnen liegenden Herausforderungen einzustellen. Im Laufe des Schuljahres wachsen die Mädchen und werden durch die Freude am Skateboarden und die Wärme und Inspiration der Frauen, die sie unterrichten, gestärkt.

MADDY THE MODEL
Jane Magnusson
SE I 2020 I 95 min I Deutschlandpremiere
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Madeline Stuart ist das weltweit erste professionelle Supermodel mit Down-Syndrom. Mit großem Erfolg: Sie lief auf dem Laufsteg der New York Fashion Week, hat über 700 000 Follower auf Facebook und war auf der Titelseite von Modemagazinen aus aller Welt. Ein junges Mädchen, das mit ihrer Mutter als ewige Unterstützerin unsere Wahrnehmung von Schönheit in Frage stellt, während sie überall auf der Welt Barrieren für Menschen mit Behinderungen niederreißt. Aber sorgt Maddys Karriere tatsächlich für mehr Vielfalt und Integration innerhalb der Branche - oder ist sie nur der neueste Trend in der Modewelt?

 

MAI KHOI & THE DISSIDENTS
Joe Piscatella
USA I 2019 I 70 min I Deutschlandpremiere
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Ihr erstes Lied machte sie berühmt, ihr neustes zum politischen Flüchtling: Die vietnamesische Sängerin Mai Khoi erlangte mit einem Lied über ihr Heimatland Geld, Popularität und den Segen der Kommunistischen Partei. Doch schon bald stellt sie fest, dass sie nicht länger über die politischen Missstände und die Diktatur in Vietnam schweigen kann. Trotz Einschüchterungsversuchen durch das Regime startet sie immer gewagtere Aktionen. Schließlich nimmt sie ein neues Album „Dissent“ auf, in dem sie Redefreiheit und Demokratie fordert – und verlässt am Tag der Veröffentlichung das Land.

 

MAXIMA
Claudia Sparrow
US, PE I 2019 I 88 min  
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Maxima erzählt die unglaubliche Geschichte von Máxima Acuña und ihrer Familie, die ein kleines, abgelegenes Grundstück im peruanischen Hochland besitzt. Die Acuñas leben ausschließlich von der Umwelt, aber ihr Land steht einem Multimilliarden-Dollar-Projekt im Weg, das von einem der größten Goldminenkonzerne der Welt betrieben wird. Konfrontiert mit Einschüchterung, Gewalt und strafrechtlicher Verfolgung erleben wir Máximas unermüdlichen Kampf für Gerechtigkeit, der sie vom Obersten Gerichtshof Perus bis vor die Türen der Weltbank in Washington D.C. führt.

 

PHOTOGRAPHER OF WAR
Boris B. Bertram
DE, FI I 2019 I 78 Min
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Ein intimes Porträt des weltbekannten Fotografen Jan Grarup: Als Kriegsfotograf riskiert er oft sein Leben, zu Hause in Kopenhagen ist er Vater von vier Kindern. Als er plötzlich alleinerziehender Vater wird, muss er sein Lebenskonzept überdenken. Wie passen Krieg und Scharfschützen zusammen mit der Verantwortung für vier Kinder? Photographer of War gibt Einblicke in die Arbeitsrealität eines Kriegsphotographen, ist aber auch ein psychologisches Porträt eines Mannes, der 25 Jahre lang die Schrecken des Krieges dokumentiert hat, der sich aber plötzlich einem neuen, inneren Kampf stellen muss.

 

SELFISH
Géraldine André, Stéphane Santini
CH I 58 min I 2019 I Deutschlandpremiere
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Kriege, Katastrophen, Pandemien oder Hungersnöte: Extreme und lebensgefährliche Situationen gehören zu Alltag von humanitären Helfer*innen. SELFISH interviewt vierzig Frauen und Männer: Sie geben intime Einblicke in ihre Beweggründe, sprechen aber auch über Hilflosigkeit, Beziehungen, Leidenschaft, Heimkehr - und die Schwierigkeit das Unaussprechliche auszusprechen. Der Film geht auch der Frage nach, ob Egoismus nicht eine Voraussetzung ist, um als humanitäre*r Helfer*innen zu arbeiten. Welcher Raum für Zweifel bleibt, wenn man sich entschließt, die Mission zu verlassen? Und inwieweit basiert das Bild des “humanitären Helfers” sogar auf eine koloniale und missionarische Dimension?

STOP FILMING US
Joris Postema
NL I 2020 I 95 min I Internationale Premiere
Trailer

Eine wachsende Gruppe junger Erwachsener in der Demokratischen Republik Kongo wehrt sich gegen die einseitige westliche Berichterstattung über ihr Land: Eine Berichterstattung, die nur stereotype Bilder von Krieg, Gewalt, Krankheit und Armut zeigt. Solche Bilder spiegeln nicht die Realität wider, in der sie leben. STOP FILMING US folgt drei jungen Kongoles*innen, die ihre eigenen Bilder vom Land und seiner Menschen einfangen wollen. Es stellt sich die Frage, ob westliche Filmeschaffende überhaupt in der Lage sind, etwas von der Wahrheit über dieses komplexe, kaputte und gleichermaßen schöne Land einzufangen. Oder verursachen westliche 'gute Absichten' nur Schaden und Frustration?

 

SOFTIE
Sam Soko
KE I 2019 I Englisch I Deutschlandpremiere
Trailer

Boniface "Softie" Mwangi hat als politischer Aktivist lange gegen Ungerechtigkeiten in seinem Land gekämpft. Jetzt nimmt er den nächsten Schritt und kandidiert bei einer regionalen kenianischen Wahl. Er reagiert er auf jede Herausforderung mit Optimismus und das obwohl eine saubere Kampagne zu führen schwer genug ist und korrupte Gegner nur mit Idealismus zu bekämpfen beinahe nicht möglich. Zumal nicht nur er immer mehr unter Druck gerät, sondern zunehmend auch seine Familie bedroht wird. Letztendlich steht er vor der Frage ob Überzeugung und sein Land wirklich vor der Familie kommen sollen.

 

Die Akkreditierung für das Filmfestival 2020 öffnet Mitte August. Das komplette Filmprogramm ist ab Anfang September online, dann beginnt auch der offizielle Vorverkauf.

10. AUGUST 2020